Wie kann Technik Pflegefachkräfte und Angehörige unterstützen?

Das BMBF präsentierte sich auf dem Deutschen Pflegetag 2018 mit Informationen, Interaktionsmöglichkeiten und einer Diskussionsplattform rund um die technische Zukunft der Pflege

Besucher auf dem Deutschen Pflegetag 2018 am Stand Cluster "Zukunft der Pflege"
© Deutscher Pflegetag/Dirk Enters allefarben-foto

„Teamarbeit – Pflege interdisziplinär“ lautete das Motto des diesjährigen Deutschen Pflegetags, der vom 15. bis zum 17. März 2018 in Berlin stattfand. Mehr als 8.000 Experten, Entscheider und Multiplikatoren aus Politik, Wirtschaft, Pflege und Gesellschaft trafen sich zum intensiven Erfahrungsaustausch rund um die Pflege. Am BMBF-Stand erfuhren Besucherinnen und Besucher, welche innovativen Technologien uns im Pflegealltag von morgen begleiten werden.

Interessierte informierten sich über Möglichkeiten, wie künftig in Krankenhäusern und Langzeitpflegeeinrichtungen Dekubitus und Stürze vermieden und ein gesundes Schlafverhalten gefördert werden können. Eine diskrete Messeinheit unter der Matratze misst unbemerkt Unruhezustand, Schlaftiefe und Bewegung der Pflegebedürftigen und sendet die Messdaten geräuschlos an einen dezentralen Monitor des Pflegepersonals. So können Fachkräfte den Mobilisierungsbedarf rasch und objektiv ermitteln, auch ohne die Patientin oder den Patienten regelmäßig wecken zu müssen. Weiteres Highlight am Stand war der virtuelle Showroom des Pflegeinnovationszentrums (PIZ) am Informatikzentrum OFFIS in Oldenburg, in den Besucherinnen und Besucher mit einer Virtual Reality-Brille eintauchen konnten. Seit 2017 wird im PIZ der Einsatz neuer Technologien in der Pflege alltagsnah erlebbar gemacht. Eine real nachgestellte Wohnung, eine Klinikstation und eine Pflegedienstzentrale dienen Fachkräften, Angehörigen und pflegbedürftigen Menschen als authentische Testlabore für die Einbindung von Technik in den Pflegealltag. Seit Anfang 2018 arbeitet das PIZ im BMBF-Cluster „Zukunft der Pflege“ mit den neu etablierten Pflegepraxiszentren in Freiburg, Nürnberg, Berlin und Hannover gemeinsam an der Erprobung und Weiterentwicklung innovativer Pflegetechnologien.

Vortragende Iris Meyenburg-Altwarg, Pflegepraxiszentrum Hannover auf dem Deutschen Pflegetag 2018
Iris Meyenburg-Altwarg, Pflegepraxiszentrum Hannover© Deutscher Pflegetag/Dirk Enters allefarben-foto

Wie Technik die Zukunft der Pflege erfolgreich mitgestalten kann, zeigte auch Iris Meyenburg-Altwarg, Pflegedirektorin der Medizinischen Hochschule Hannover, in ihrem Impulsvortrag anlässlich des BMBF-Workshops zum Thema „Pflegende Angehörige – Rahmenbedingungen gestalten“. Mit rund 60 Gästen diskutierte sie darüber, wie es gelingen kann, Innovationen in die Breite zu tragen und für Betroffene und Pflegende verfügbar zu machen. Zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gehörten neben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Pflegeorganisationen, Krankenkassen und Forschung auch Angehörige, die ihre persönlichen Erfahrungen aus dem Pflegealltag mit in die Diskussion einbrachten.

Vortragender Michael Pflügner, Pflegepraxiszentrum Nürnberg auf dem Deutschen Pflegetag 2018
Michael Pflügner, Pflegepraxiszentrum Nürnberg© Deutscher Pflegetag/Dirk Enters allefarben-foto

Technikanwendung in Teamarbeit

In der Diskussion kristallisierte sich ein Konsens unter den Teilnehmenden heraus, der gut zum diesjährigen Motto des Deutschen Pflegetags passte: Denn Teamarbeit betrifft, so der allgemeine Tenor, auch die Interaktion zwischen Mensch und Technik. Pflegetechnologien müssen den Bedürfnissen der Anwendenden entsprechen und einfach zu bedienen sein. Sie sollen pflegebedürftigen Menschen helfen, professionelle Pflegekräfte und pflegende Angehörige entlasten und für eine Verbesserung der Pflegesituation im ambulanten und stationären Bereich sorgen. Aber: die Technik soll die Pflege unterstützen – nicht dominieren.

Bislang ist der Alltagseinsatz moderner Technologien in der Pflege noch gering. Gründe sind unter anderem Vorbehalte, wie eine komplizierte Anwendung der Technik oder aber die Frage nach der Wirtschaftlichkeit. Außerdem fehlt es bislang an Erkenntnissen zu den Auswirkungen von Technik auf die pflegerischen Prozesse und die daran Beteiligten sowie die institutionellen Rahmenbedingungen, etwa in Pflegeheimen. „Wir sehen die Technik durchaus nicht nur einseitig als positiv, sondern betrachten kritisch, welche Anwendung auch in ethischer Hinsicht wirklich geeignet ist“, so Iris Meyenburg-Altwarg.

So beschäftigt sich das PPZ in Nürnberg zum Beispiel mit Effekten des Technologieeinsatzes für das Datenmanagement. Wo werden personenbezogene Daten gespeichert und wo das Thema Datenschutz berührt? Schränkt Technikeinsatz wichtige soziale Kontakte zwischen Pflegefachkraft und Pflegebedürftigen ein? „Wir müssen uns mit sozialen, rechtlichen und ethischen Fragen beschäftigen, wenn wir Technik erfolgreich in der Pflege etablieren wollen“, so Michael Pflügner vom PPZ in Nürnberg.

Um auch hier die richtigen Antworten zu finden, bündelt das Pflegecluster die Kompetenzen verschiedener Disziplinen und bindet gleichermaßen Pflegebedürftige als auch Pflegefachkräfte sowie Industriepartner in die Entwicklung von neuen Technologien mit ein.

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